Places

Oh, wie schön, dass Du mehr über unsere CD „Places“ erfahren möchtest, herzlich willkommen!

1. Kapitel – Die Idee

Unsere Idee war, einmal eine CD an einem Ort aufzunehmen, an dem sowohl die Akustik als auch das Ambiente so gut ist, dass wir uns bei der Arbeit möglichst wohl fühlen können… Denn stressig sind solche Aufnahmen sowieso immer. Und ein Instrument nach dem anderen mit Metronom und per Overdub einzuspielen, kam uns höchst unmusikalisch vor, auch wenn das Endresultat vielleicht perfekter werden mag. Unsere Wahl fiel auf die reformierte Kirche im kleinen Dorf Wintersingen im Oberbaselbiet, in der wir uns sehr willkommen gefühlt haben, unseren wärmsten Dank an dieser Stelle an die Kirchgemeinde! Diese Kirche gehört zu den wenigen existierenden Winkelhakenkirchen, die Akustik ist phantastisch, sie sieht nett aus, ist nicht zu gross und riecht gut.

Die einzigartigen Grisaille-Ornamente im Schweifwerkstil des Innenraums von 1676 zieren unser Cover. Wenn Du noch mehr erfahren möchtest, klicke hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Reformierte_Kirche_Wintersingen

Der Ort war also schon mal entscheidend für unsere Aufnahmen. Der runde blaue Teppich, den wir von Andrea Saladin zur Verfügung gestellt bekamen – ein nächster überschwänglicher Dank ist fällig – diente uns als ein Floss der Zusammengehörigkeit, auf dem wir durch die Tage unserer Arbeit trieben, ausserdem vermied er akustische Reflexe vom Steinboden, diente also auch als Akustik-Verbesserer.

Nach der Auswahl der Stücke fiel uns auf, dass fast alle Titel ebenfalls eine Verbindung zu einem bestimmten Ort haben, ob es die Heimat ist, ein Lieblingsort, ob dieser verlassen wird oder ob man willkommen geheissen wird. Und so kamen wir auf den Namen unserer neuen CD: „Places“.

2. Kapitel – Die Stücke

1. Cailleach an Airgid

Wenn man darauf verzichtet, diesen Song in der Gaeltacht Irlands, im irisch sprechenden Teil also, zu verorten, dann sind wir bereits bei der ersten Ausnahme angelangt. Im Text nämlich geht es um Hexen, um Geld…

2. First Step

Einfach den ersten Schritt tun, um etwas zu erleben! Mit stetem, unbeirrtem und ruhigem Voranschreiten an sein Ziel gelangen.“ So klingt „first step“. Doch der wahre Grund für den Namen war viel naheliegender: Patrick wollte unterwegs ein Notenschreibprogramm kennenlernen und nannte die Datei einfach „first step“.
Erst zu Hause merkte er, dass das Stück transponiert werden musste, weil man es sonst auf der Geige nicht hätte spielen können…

3. Farewell to Whalley Range – Free Falling

Na endlich, der erste Ort taucht auf: Ein Teil von Machaster, nicht weit vom Old Trafford. Die Heimat des Flötisten und Komponisten Michael McGoldrick, die er irgendwann einmal verlassen musste, um die Bühnen dieser Welt zu stürmen. Im ersten Moment mag es sich vielleicht wie ein freier Fall angefühlt haben, doch offenbar sind Michael bald Flügel gewachsen, denn wenn man ihn heute auf einer Bühne erlebt, sieht man: Dies ist seine neue Heimat…

4. Lassie Lie Near Me

Ein uraltes Lied aus dem 18. Jahrhundert. Die Worte stammen aus dem Jahr 1790 und wurden von Robert Burns als Gedicht verfasst. Der Ort, der hier besungen wird: nahe bei mir. Herzlichst willkommen! Und zwar nach langer Zeit der Trennung. Lassie steht in diesem Lied für Lady, nich für irgendeinen Hund.

Wir haben diesen Song mit einem Song aus der gleichen Zeit kombiniert, der mehrere Titel trägt: The Wounded Hussar, The Banks Of The Danube, Cailin Tighe Moir, Captain Henry O’Kain, Captain O’Cahan, Captain O’Cain, Captain O’Kain, Captain O’Kaine, Captain O’Kane’s, Captain Oakhain, Ceannaire Ó Caṫáin, The Chevalier’s Lament, Chief Keane, Chief Of The Keane, The Dying Hussar, The Dying Hussar’s Lament, Fwyn Seren Fain Syw, Giolla An Bimhoir, The Keane, Lament For A Dying Hussar, Lament For A Wounded Hussar, Lament For Captain Henry O’Kane, The Small Birds Rejoice, Taoıseaċ Ó Catháın, The Wounded Hussar, The Wounded Hussar’s Lament, The Wounded Huzzar.

Bei sehr alten Stücken sind viele Titel keine Seltenheit.

5. Ennéa Dzhudzheta

Ein Stück aus unserer eigenen Feder. Ennéa ist griechisch und heisst auf deutsch Neun. Vincent nannte den von ihm komponierten Teil so, weil er sehr griechisch klingt und im 9/8 Takt steht. Dzhudzheta ist bulgarisch und bedeutet Zwerge. Klaus wählte für seinen Teil diesen Titel, weil ihm, was ihm einfiel, nach Hinterbulgarien klang, hinter den neun Bergen, wo eben die Zwerge wohnen. So sind die beiden Teile zu einem Stück zusammengewachsen, das, übersetzt auf deutsch, von international-osteuropäischen neun Zwergen handelt.

6. Blue Mont – Green Hill

Leider wissen wir wenig über den Ort oder Berg Bluemont, der Thema dieses kleinen Walzers ist. Er mag für den Komponisten Rodney Miller eine grosse Bedeutung haben. Klaus fügte, inspiriert von der kindlichen Leichtigkeit dieses Stückes, ein weiteres hinzu, einen Jig, den er in Anlehnung an den blauen Berg „Green Hill“ nannte und damit die sanften Hügel des Oberbaselbietes meinte, in der er seine zweite Heimat gefunden hat.

7. Heiligenschwendi

In diesem Lied geht es um die zweite Heimat von David, der es komponiert hat. Und darum, dass Steffisburg, wo er wohnt, im Winter öfter mal im Nebel versinkt. Wer fit genug ist, steigt an solchen Tagen aufs Fahrrad und strampelt den Berg hoch, um spätestens in Heiligenschwendi über dem Nebelmeer die Sonne auf der Haut zu spüren. Zugegeben, etwas Training ist erforderlich 😉

8. Time Out

Ein Instrumentalstück von Klaus, das zwar im ersten Moment eine Zeit im Titel trägt, die er aber am Thunersee verbracht hat um neue Energie zu schöpfen. Grosse Komponisten wie Johannes Brahms haben das auch schon so gemacht, doch obwohl Klaus sogar das gleiche tat wie Brahms, nämlich auf den Niesen zu steigen, wird er wohl eher einer der kleinen Komponisten bleiben.

9. Leaving Uist – Lochaber Badger

Fred Morrison fiel dieser Walzer wohl ein, als er Uist, eine Insel der äusseren Hebriden Schottlands, verliess.

10. Wintersong

Wie könnte es anders sein, Klaus widmet dieses Stück dem kleinen Dorf Wintersingen, deren Kirchgemeinde uns so freundlich in ihrer Winkelhakenkirche willkommen hiess, um uns dort arbeiten zu lassen. Dummerweise ist dies aber gar kein Song, sondern ein Instrumentalstück… David hat die Lösung in eine Probe mitgebracht, in Form von einem irisch gesungenen Kinderlied, das wie geschaffen dafür war, das Stück zu einem Song werden zu lassen, wenn man es etwas anders spielt als man es in Irland gewohnt ist. Im Text ist ein Mann am Angeln – mit Erfolg, bald hat er eine Frau am Haken, mit der er eine Familie gründet. Da die letzte Strophe etwas zweideutig ist (da ist er wieder am Angeln), haben wir sie mit dem Mantel des Refrains überdeckt… Wir sind eine anständige Band!

11. My Place

Definitiv Klaus‘ Lieblingsort, dem er dieses Stück widmet. Ein Ort der Ruhe, an dem einen niemand und nichts stören kann, wenn man das Handy ausschaltet. Wo das ist, wird nicht verraten… Vincent spielt die Melodie hier am Anfang auf seinem fretless E-bass, dessen Klang die Ruhe wunderschön verkörpert.

3. Kapitel – Die Aufnahmetechnik

Um die wunderbare Akustik des Raumes einzufangen, haben wir uns bei der Mikrophonierung auf das sogenannte Blumlein Paar in der Mitte unseres runden blauen Teppichs verlassen. Wir konnten uns auf diese Weise einfach im Kreis darum setzen, hatten beim Spielen immer guten Kontakt und fühlten uns als eine Einheit. Dabei mussten wir uns nur den genauen Ort unseres Stuhls merken, um ein einheitliches Stereobild zu gewährleisten. Natürlich kamen noch einige Stützmikrophone zum Einsatz, mit denen wir einige kleine Lautstärke-Unterschiede ausgleichen konnten – schlussendlich mussten wir von ihnen nur wenig Gebrauch machen. Herzlichsten Dank für die Mikrophon-Leihgaben, Cornelius Buser!

Beim Mixen und Mastern haben wir auf sämtliche Equalizer verzichtet, um den mit unserer Musik erfüllten Raum so natürlich wie möglich hörbar zu machen. Eine biologisch – organisch- nachhaltige Nachbearbeitung also, sozusagen…

Wer ganz in den Raumklang der reformierten Kirche Wintersingen eintauchen möchte, benutzt dazu am besten Kopfhörer.

Mikrofone:
Blumlein: 2x AKG C414
David Song: Neumann TLM 107, Guit / Cajon: AKG SE 300 B
Hebi: AKG SE 300 B
Patrick: AKG C 4000 B
Klaus: AKG C 4000 B
Vincent: Sontronic STC 20(E-Bass + DI)
Backing Vocals Hebi / Vincent: 2x Rode NT 5
Cajon bzw. Bodhran Bass: Rode NT1A

Wer mehr über Alan Blumlein und seine Art der Mikrophonierung erfahren möchte, hier geht es zu Wikipedia:

https://de.wikipedia.org/wiki/Alan_Blumlein

4. Kapitel – Die Pause

Ein letzter herzlicher Dank an dieser Stelle an Gabriela, die für unser leibliches Wohl gesorgt hat!

… und so gemütlich hatten wir es während der Pause:

P.S.: Und ganz zum Schluss, weil es und so peinlich ist: Auf unserem CD Cover hat sich ein Fehler eingeschlichen… Zwei Stücke haben sich in der Reihenfolge vertan, erst kommt „Time Out“, dann „Leaving Uist – Lochaber Badger“ SORRY! 😉